Ergebnisse auf einen Blick
- Hauptindex verharrt dritten Monat in Folge in Kontraktionszone
- Unsicherheit und steigende Kosten drücken Auftragseingänge
- Pessimismus beim Geschäftsausblick hält an
Deutschlands Baufirmen meldeten im Juni erneut einen Rückgang ihrer Geschäftstätigkeit, da die Nachfrage nach Bauleistungen aufgrund wirtschaftlicher Unsicherheit, steigender Kosten und höherer Zinsen zurückging, wie die jüngsten Umfrageergebnisse zeigen. Die Lieferketten funktionierten nach wie vor nicht reibungslos und die Einkaufspreise blieben historisch hoch, allerdings ließ der Druck an beiden Fronten etwas nach. Derweil blieben die Geschäftsaussichten binnen Jahresfrist pessimistisch.
Der S&P Global Bau-Index (PMI®) – der die monatlichen Veränderungen der Aktivität im gesamten deutschen Baugewerbe in einem Wert zusammen-fasst – notierte im Juni bei 45,9 Punkten und damit etwas über dem 9-Monatstief von Mai (45,4), aber immer noch deutlich unter der Wachstumsschwelle von 50 Punkten. Damit war das zweite Quartal insgesamt das schwächste seit Q1/2021.
Alle drei erfassten Teilbereiche des Baugewerbes schrumpften im Berichtsmonat. Der Tiefbau lieferte zum zweiten Mal in Folge die schlechteste Performance ab, dicht gefolgt vom gewerblichen Bau. Einen etwas weniger starken, aber dennoch deutlichen Rückgang verzeichnete der Wohnungsbau. In allen drei Fällen haben die Schrumpfungsraten im Vergleich zu Mai kaum nachgelassen.
Die niedrige Bautätigkeit über das zweite Quartal hinweg geht in erster Linie auf die rückläufige Nachfrage zurück. So schrumpften die Neuaufträge im Juni den vierten Monat hintereinander und obwohl der Rückgang so gering war wie seit März nicht mehr, fiel er erneut deutlich aus. Einige Umfrageteilnehmer gaben an, dass die Zurückhaltung der Kunden angesichts der wachsenden wirtschaftlichen Unsicherheit weiter zunimmt. Daneben wirken sich auch die hohen Baukosten und steigenden Zinsen negativ aus.
Diese Faktoren in Kombination mit den anhaltenden Problemen in den Lieferketten und der hohen Inflation im Allgemeinen hatten einen gehörigen Anteil daran, dass die Mehrheit der Unternehmen weiterhin pessimistisch in die Zukunft blickt. Der entsprechende Index blieb tief im roten Bereich, verbesserte sich aber leicht gegenüber dem Vormonat.
Die weitverbreiteten Materialengpässe führten abermals zu Verzögerungen beim Wareneingang. Obwohl die Verlängerung der Lieferzeiten so geringfügig ausfiel wie seit vier Monaten nicht mehr, war sie immer noch erheblich und veranlasste einige Baufirmen dazu, ihre Einkäufe zu erhöhen, um die Pufferbestände aufzustocken und längere Vorlaufzeiten abzufedern.
Dementsprechend sank die Einkaufsmenge im Juni nur minimal und viel weniger stark als die Bautätigkeit, wie es bereits über das gesamte zweite Quartal hinweg der Fall war. Die Beschäftigung und der Einsatz von Subunternehmern gingen unterdessen deutlicher und den dritten Monat in Folge zurück, obgleich sich die Rückgangsraten etwas abschwächten.
Die Daten von Juni zeigen des Weiteren, dass der Kostendruck in der Branche nach wie vor enorm ist. Die Inflationsrate der Einkaufspreise notierte erneut deutlich über ihrem langjährigen Durchschnitt, obwohl sie sich auf ein 5-Monatstief abschwächte. Die von Subunternehmern verlangten Preise stiegen ebenfalls mit nahezu rekordverdächtiger Rate an, teilweise aufgrund der anhaltenden mangelnden Verfügbarkeit von Subunternehmen.
Phil Smith, Economics Associate Director bei S&P Global Market Intelligence, kommentiert die aktuellen Umfrageergebnisse: “Mit einem weiteren Wert unter 50 im Juni signalisiert der Bau-Index, dass der Sektor im zweiten Quartal durchgehend geschrumpft ist. Nach einem besonders starken Jahresauftakt war klar, dass es schwierig wird, diese Dynamik beizubehalten. Der Ausbruch des Krieges in der Ukraine hat die Situition dann dramatisch verschlimmert, da sowohl die Nachfrage als auch die Geschäftstätigkeit noch weiter zurückgingen. Viele Umfrageteilnehmer berichteten von einer zunehmenden Zurückhaltung unter den Kunden aufgrund explodierender Baukosten, aber auch höherer Preise im Allgemeinen. Zudem führen die unsicheren Konjunkturaussichten und steigenden Zinsen dazu, dass die Investitionsbereitschaft weiter nachlässt.
Die Erwartungen der Unternehmen hinsichtlich ihrer Bautätigkeit binnen Jahresfrist verharren daher auch im negativen Bereich. Weitaus mehr Manager rechnen mit einem Rückgang der Auslastung im Vergleich zu denen, die Wachstum erwarten.
Im Einkauf dominiert nach wie vor ein Verkäufermarkt, obwohl die Daten von Juni weitere Hinweise darauf lieferten, dass der Druck auf die Lieferketten allmählich nachlässt. So wurden etwas weniger Verzögerungen bei der Lieferung von Baumaterialien gemeldet als zuletzt und die Inflationsrate der Einkaufspreise gab deutlich auf ein 5-Monatstief nach.”