Ergebnisse auf einen Blick:
- Gewerblicher Bau schrumpft am deutlichsten
- Ausblick leicht verbessert, Neuaufträge erneut rückläufig
- Kostendruck und Lieferengpässe lassen weiter nach
Der Abwärtstrend im Bausektor setzte sich im August fort. Demnach ging die Geschäftstätigkeit so kräftig zurück wie seit anderthalb Jahren nicht mehr, wie die aktuellen Umfrageergebnisse zeigen. Beim Auftragseingang schlug ebenfalls erneut ein Minus zu Buche, da die hohen Preise und Zinsen in Verbindung mit der wirtschaftlichen Unsicherheit die Nachfrage nach Bauleistungen schmälerte. Immerhin hat sich der Rückgang etwas abgeschwächt und auch der Geschäftsausblick – obwohl immer noch negativ – verbesserte sich leicht gegenüber Juli.
Ein wenig entspannt hat sich die Verfügbarkeit von Rohstoffen und Baumaterialien. So verlängerten sich die Lieferzeiten in der Branche so geringfügig wie seit Dezember 2020 nicht mehr. Gleichzeitig schwächte sich die Inflationsrate der Einkaufspreise ein weiteres Mal ab und sank auf ein 19-Monatstief – blieb historisch betrachtet aber nach wie vor hoch.
Der S&P Global Bau-Index (PMI®) – der die monatlichen Veränderungen der Aktivität im gesamten deutschen Baugewerbe in einem Wert zusammenfasst – notierte im August zum fünften Mal in Folge unter der Wachstumsschwelle von 50,0. Mit 42,6 Punkten nach 43,7 im Vormonat fiel der Rückgang nicht nur stärker aus, sondern auch so markant wie seit Februar 2021 nicht mehr.
Alle drei Teilbereiche machten Geschäftseinbußen, wobei der Gewerbebau das größte Minus seit 18 Monaten verzeichnete und damit die Rangliste anführte. Auch der Wohnungsbau und der Tiefbau schrumpften kräftiger als zuletzt – Ersterer so stark wie seit Mai 2020 nicht mehr.
Die Zahl der Neuaufträge ging auch im August und damit den sechsten Monat hintereinander zurück, was auf eine Vielzahl nachfragehemmender Faktoren zurückgeführt werden kann. Die Schrumpfungsrate blieb kräftig, verbesserte sich aber auf den höchsten Wert seit März.
Bei der Einschätzung ihrer Geschäftstätigkeit binnen Jahresfrist zeigten sich die Befragten angesichts der zurückhaltenden Investitionsbereitschaft erneut äußerst pessimistisch. Immerhin, der entsprechende Index erholte sich leicht von seinem 28-Monatstief im Juli.
Die vielerorts sinkende Auslastung und die wirtschaftlich schwierigen Rahmenbedingungen in den kommenden Monaten führten zum fünften Jobabbau in Folge, der zudem so kräftig ausfiel wie seit April nicht mehr.
Ebenfalls zum wiederholten Mal gesunken, ist die Einkaufsmenge der Bauunternehmen. Zudem war es das deutlichste Minus seit Februar 2021.
Die schrumpfende Einkaufsmenge spiegelte nicht nur die niedrigere Bautätigkeit und schleppende Nachfrage wider, sondern auch die geringere Notwendigkeit der Firmen, Sicherheitsbestände anzulegen, da sich die Liefersituation weiter entspannt hat. Demnach signalisieren die jüngsten Daten, dass sich die Vorlaufzeiten so geringfügig verlängerten wie seit 20 Monaten nicht mehr.
Unterdessen nahm der Kostendruck erneut ab. Zwar rangiert die Inflationsrate der Einkaufspreise immer noch deutlich über ihrem langjährigen Durchschnitt (seit 1999), sie schwächte sich aber von ihren jüngsten Rekordwerten auf den niedrigsten Stand seit Januar 2021 ab. Auch die von Subunternehmern verlangten Preise verteuerten sich weniger stark als im Vormonat.
Phil Smith, Economics Associate Director bei S&P Global Market Intelligence, kommentiert die aktuellen Umfrageergebnisse: “Die jüngsten PMI-Daten zeigen, dass die Geschäftstätigkeit im Baugewerbe im August den fünften Monat in Folge zurückgegangen ist. So rutschte der Hauptindex noch weiter in die Kontraktionszone unter 50 Punkte und signalisierte die schlechteste Performance des Sektors seit anderthalb Jahren.
Angeführt wird der Rückgang nach wie vor vom Gewerblichen Bau, aber die Trends im Wohnungsbau sowie im Tiefbau waren nicht viel besser, denn auch dort wurden jeweils kräftige Einbußen verzeichnet.
Hauptursache für die geringere Bautätigkeit war die rückläufige Nachfrage, die sich laut Umfrageteilnehmern wiederum im gestiegenen Preisniveau, teureren Krediten und der Unsicherheit unter den Kunden begründet. Dies macht es zunehmend schwierig, neue Aufträge an Land zu ziehen.
Immerhin hat sich das Minus beim Auftragseingang leicht abgeschwächt, da sowohl der Kostendruck als auch die Lieferengpässe abermals nachgelassen haben. Dies könnte auch der Grund für den etwas weniger pessimistischeren Geschäftsausblick sein. Nichtsdestotrotz rechnen die meisten Bauunternehmen über die nächsten Monate mit äußerst schwierigen Bedingungen und haben dementsprechend sowohl beim Personal als auch bei der Einkaufsmenge Kürzungen vorgenommen.”