S&P Global Bau-Index Deutschland: Bautätigkeit geht im März mit stärkster Rate seit Jahresanfang zurück

Ergebnisse auf einen Blick:

  • Hauptindex fällt mit 42,9 Punkten auf 3-Monatstief
  • Firmen gehen wegen rückläufiger Neuaufträge in den Sparmodus
  • Geringster Anstieg der Einkaufspreise seit Oktober 2020

Deutschlands Bausektor beendete das erste Quartal mit einer schwachen Performance, wie die jüngsten Umfrageergebnisse von S&P Global zeigen. Sowohl die Bautätigkeit insgesamt als auch die Auftragseingänge gingen deutlicher zurück, was viele Unternehmen dazu veranlasste, nicht nur ihre Einkaufsmenge, sondern auch ihre Mitarbeiterzahl zu reduzieren. Zudem fiel der Geschäftsausblick erneut pessimistisch aus.

Erfreulicherweise stiegen die Preise für Baumaterialien so langsam wie seit fast zweieinhalb Jahren nicht mehr, was nicht zuletzt auch mit der markantesten Verkürzung der Lieferzeiten seit März 2010 zusammenhing.

Der S&P Global Bau-Index (PMI®) – der die monatlichen Veränderungen der Aktivität im gesamten deutschen Baugewerbe in einem Wert zusammenfasst – verlor alles, was er im Februar (48,6) an Boden gut gemacht hatte, und stürzte mit 42,9 Punkten auf den tiefsten Stand in diesem Jahr ab.

Unter den von der Umfrage erfassten Teilbereichen schnitt der Wohnungsbau mit Abstand am schlechtesten ab. Die Schrumpfungsrate zog hier deutlich an und gehörte zu den stärksten seit der globalen Finanzkrise. Auch beim Gewerblichen Bau schlug erneut ein Minus zu Buche, das zudem etwas größer ausfiel als zuletzt. Der Tiefbau rutschte wieder in die Kontraktionszone ab, nachdem er im Februar erstmals seit fast einem Jahr – wenngleich nur geringfügig – gewachsen war.

Der Rückgang der Neuaufträge fiel derweil so kräftig aus wie seit letztem November nicht mehr, womit die von Dezember bis Februar andauernde Abschwächungsphase endete. Viele Befragte berichteten, dass die Nachfrage nach wie vor von zahlreichen Faktoren gebremst wird, darunter steigende Zinsen, hohe Preise und die Unsicherheit der Kunden.

Die vielerorts geringeren Auslastungen bedeuteten, dass zahlreiche Firmen in den Sparmodus schalteten und sowohl bei der Einkaufsmenge als auch beim Personal Kürzungen vornahmen. Der Einkauf wurde so kräftig reduziert wie seit fast drei Jahren nicht mehr, während die Beschäftigung mit der stärksten Rate seit Dezember 2022 sank. Auch der Einsatz von Subunternehmern ging abermals zurück, was zu einer Verbesserung ihrer Verfügbarkeit führte – die dritte in den letzten vier Monaten.

Ebenfalls weiter nachgelassen hat der Kostendruck im Baugewerbe. Neben einer Abschwächung der Steigerungsrate der von Subunternehmen verlangten Preise auf ein 25-Monatstief verteuerten sich auch die Einkaufspreise erneut weniger stark. Hier verlangsamte sich die Inflationsrate zum vierten Mal innerhalb der vergangenen fünf Monate und notierte auf dem niedrigsten Stand seit Oktober 2020, womit sie zudem deutlich unter dem langjährigen Durchschnitt (seit 1999) lag.

Der geringere Inflationsdruck ging vor allem auf die allmähliche Angleichung von Angebot und Nachfrage zurück. Ein klares Anzeichen dafür war die erstmalige Verkürzung der Vorlaufzeiten seit September 2014.

Beim Blick in die Zukunft blieben die Umfrageteilnehmer mehrheitlich pessimistisch hinsichtlich ihrer Geschäftstätigkeit binnen Jahresfrist. Viele verwiesen einmal mehr auf die anhaltende Konjunkturflaute, die strikteren Finanzierungsbedingungen sowie die knappen Budgets von Städten und Kommunen. Nachdem sich die Aussichten in jedem der vergangenen vier Monate verbessert und vom annähernden Rekordtief im letzten Oktober entfernt hatten, gab der entsprechende Index im März wieder etwas nach.

Phil Smith, Economics Associate Director bei S&P Global Market Intelligence, kommentiert die aktuellen Umfrageergebnisse: “Die Umfrageergebnisse von März sind ein Rückschlag für das deutsche Baugewerbe, denn sowohl die Bautätigkeit als auch die Neuaufträge gingen stärker zurück als zuletzt, begleitet von trüberen Geschäftsaussichten.

Möglicherweise war die geringere Aktivität dem verspäteten Kälteeinbruch geschuldet. In den ersten beiden Monaten des Jahres hatte die ungewöhnlich milde Witterung vielerorts noch für eine halbwegs akzeptable Auslastung gesorgt, was sich in milderen Schrumpfungsraten niederschlug. Die zugrunde liegenden Daten signalisieren jedoch unabhängig davon, dass sich die Branche in die richtige Richtung bewegt. So lag der Durchschnitt des Hauptindexes im ersten Quartal bei 45,0 Punkten gegenüber 42,3 im vierten Quartal 2022.

Vor allem der Wohnungsbau steht nach wie vor kräftig unter Druck, da die hohen Zinsen, die wirtschaftliche Unsicherheit sowie die schrumpfen Realeinkommen den Immobilienmarkt enorm belasten.

Es gibt aber auch Positives zu vermelden. So verkürzten sich die Lieferzeiten für Baumaterialien so markant wie seit dreizehn Jahren nicht mehr, was auf einen rasanten Rückgang der Engpässe in den Lieferketten sowie eine Abkühlung des Preisdrucks hindeutet. Auch die Inflationsrate im Einkauf hat sich merklich abgeschwächt und die höhere Verfügbarkeit von Subunternehmen bedeutete, dass hier der Preisdruck ebenfalls nachließ.”