Ergebnisse auf einen Blick:
- Einbußen in allen Sektoren angeführt vom Wohnungsbau
- Kostendruck und Lieferengpässe lassen nach
- Geschäftsaussichten weiterhin äußerst pessimistisch
Die Bautätigkeit ging im November in ganz Deutschland signifikant zurück, was vor allem am schrumpfenden Wohnungsbau lag, wie die aktuellen PMI-Daten von S&P Global zeigen. Angesichts der hohen Inflation, steigender Zinsen und der Zurückhaltung vieler Kunden äußerten sich die Befragten zudem sehr pessimistisch hinsichtlich ihrer Auslastung binnen Jahresfrist. Nichtsdestotrotz hellte sich der Ausblick ein bisschen auf, da der Preisdruck zurückging und sich die Liefersituation etwas verbessert hat.
Der S&P Global Bau-Index (PMI®) – der die monatlichen Veränderungen der Aktivität im gesamten deutschen Baugewerbe in einem Wert zusammenfasst – notierte im November mit 41,5 Punkten den achten Monat in Folge unter der Wachstumsschwelle von 50 Punkten. Im Vergleich zum Vormonat (43,8) gab der Index damit um mehr als zwei Punkte nach und sackte auf den tiefsten Stand seit Februar 2021 ab.
Alle drei Teilbereiche der Branche verzeichneten Rückgänge, allen voran der Wohnungsbau, der so kräftig schrumpfte wie seit Februar 2012 nicht mehr. Auch beim Tiefbau setzt sich der Abwärtstrend fort. Hier schlug das höchste Minus seit Februar 2021 zu Buche. Einzig der gewerbliche Bau stemmte sich gegen den Trend und verzeichnete die langsamste Kontraktionsrate seit acht Monaten.
Auch im November ging die Nachfrage nach Bauleistungen deutlich zurück. Viele Umfrageteilnehmer machten dafür einmal mehr die teils exorbitanten Preise, das hohe Zinsniveau sowie die abwartende Haltung der Kunden verantwortlich. So ging die Zahl der Neuaufträge nicht nur stärker als im Oktober, sondern auch mit der zweitkräftigsten Rate seit über zweieinhalb Jahren zurück.
Die vielerorts geringere Auslastung und der schleppende Auftragseingang veranlasste die Unternehmen dazu, erneut Personal abzubauen – und das bereits den achten Monat in Folge. Immerhin, das Minus schwächte sich zum zweiten Mal hintereinander ab und fiel insgesamt moderat aus.
Stärker reduziert wurde allerdings die Einkaufsmenge, und zwar so deutlich wie seit Februar 2021 nicht mehr. Zudem hat der Druck auf die Lieferketten aufgrund der rückläufigen Nachfrage nach Rohstoffen und Baumaterialien weiter nachgelassen. Die geringste Verlängerung der Lieferzeiten seit September 2020 spiegelt dies gut wider.
Wegen der hohen Energiekosten und weiterer Preisaufschläge der Hersteller rangierte die Inflationsrate der Einkaufspreise im Baugewerbe auch im November auf hohem Niveau. Die Steigerungsrate gab allerdings auf den zweitniedrigsten Wert der letzten 21 Monate nach, was größtenteils der verbesserten Liefersituation zugeschrieben werden kann. Die Tatsache, dass abermals weniger Subunternehmen beauftragt wurden, bedeutete, dass sich die von ihnen verlangten Preise nicht ganz so stark verteuerten wie zuletzt.
Mit Blick auf die Zukunft rechnet die Mehrheit der Befragten (51%) mit einem Rückgang der Bautätigkeit in den nächsten zwölf Monaten gegenüber lediglich 5%, die Wachstum erwarten. Der entsprechende Index notierte zwar immer noch auf einem der tiefsten Stände der Umfragegeschichte (seit 1999), er verbesserte sich im Vergleich zum Tief von Oktober jedoch leicht auf den besten Wert seit August.
Phil Smith, Economics Associate Director bei S&P Global Market Intelligence, kommentiert die aktuellen Umfrageergebnisse: “Das aktuelle wirtschaftliche Umfeld mit explodierenden Preisen, hohen Zinsen und wenig Zuversicht belastet die Bauwirtschaft stark. Der Rückgang der Neuaufträge, der im März nach dem Einmarsch Russlands in die Ukraine einsetzte, setzte sich im November fort und lässt keine Anzeichen der Abschwächung erkennen.
Der Wohnungsbau litt besonders heftig unter den diversen Problemen, die die Nachfrage bremsen. Demnach schrumpfte der Teilbereich im Berichtsmonat so kräftig wie seit April 2009 nicht mehr – wenn man kurze wetterbedingte Abschwünge mal außen vor lässt. Während auch beim Tiefbau erneut deutliche Einbußen verzeichnet wurden, entwickelte sich der Gewerbebau nach dem Sommerloch in die entgegengesetzte Richtung und zeigte einen stabileren Trend.
Bei den Geschäftsaussichten binnen Jahresfrist herrschte auch im November deutlicher Pessimismus. Angesichts dessen setzte sich der Jobabbau weiter fort, wenn auch langsamer als in den drei Monaten davor.
Die schwächere Inflationsrate der Einkaufspreise und die zurückgehenden Lieferengpässe führten jedoch dazu, dass sich der Ausblick zumindest etwas vom Rekordtief im Oktober aufhellte.”