Ergebnisse auf einen Blick:
- Wohnungsbau schrumpfte im Dezember deutlich
- Neuaufträge weiter stark rückläufig
- Inflationsrate der Einkaufspreise auf 2-Jahrestief
Auch im letzten Monat des Jahres 2022 nahm die Geschäftstätigkeit in Deutschlands Baugewerbe ab. Vor allem im Wohnungsbau schlug aufgrund des hohen Preisniveaus, steigender Zinsen und zunehmender Unsicherheiten ein kräftiges Minus zu Buche, wie die jüngsten PMI®-Daten von S&P Global Market Intelligence zeigen. Die meisten Firmen setzten ihren Sparkurs fort und nahmen sowohl bei der Einkaufsmenge als auch bei der Beschäftigung erneut Kürzungen vor. Der Geschäftsausblick blieb zwar sehr pessimistisch, verbesserte sich jedoch etwas, da die Lieferengpässe nachließen und sich die Inflation der Einkaufspreise abermals abschwächte.
Der S&P Global Bau-Index (PMI®) – der die monatlichen Veränderungen der Aktivität im gesamten deutschen Baugewerbe in einem Wert zusammenfasst – notierte im Dezember bei 41,7 Punkten und damit zum wiederholten Mal deutlich unter der Wachstumsschwelle von 50. Im Vergleich zu November (41,5) blieb er nahezu unverändert.
Von den drei von der Umfrage erfassten Teilbereichen verzeichnete der Wohnungsbau mit der kräftigsten Kontraktionsrate seit Februar 2012 das bei Weitem größte Minus. Während der Gewerbebau so deutlich schrumpfte wie seit letztem September nicht mehr, gab die Rückgangsrate im Tiefbau gegenüber dem Vormonat zwar merklich nach, fiel aber immer noch markant aus.
Die geringere Bautätigkeit ging auf eine Reihe von Faktoren – darunter explodierende Preise, strengere Kreditkonditionen sowie Zurückhaltung bei Investitionen – zurück, die die Nachfrage schmälerten und zu einem weiteren Rückgang der Auftragseingänge führten. Der Dezember war der zehnte Monat in Folge, in dem die Zahl der Neuaufträge abnahm, obleich sich die Rate zum zweiten Mal in den letzten drei Monaten abschwächte.
Auf die niedrigere Auslastung reagierten viele Unternehmen mit einer erneuten Reduzierung ihrer Einkaufsmenge. Das neunte Minus hintereinander fiel – trotz Verbesserung – kräftiger aus als im Durchschnitt der zuvor erwähnten Schrumpfungsphase.
Auch die Beschäftigung ging am Jahresende weiter zurück. Im Vergleich zum Vormonat beschleunigte sich der Jobabbau und fiel so stark aus wie seit letztem September nicht mehr. Einige Befragte gaben an, dass offene Stellen vorerst nicht nachbesetzt werden. Der Einsatz von Subunternehmern ging im Dezember ebenfalls zurück, wie in jedem Monat seit letztem April. Dies wiederum führte dazu, dass sich die Verfügbarkeit von Subunternehmen erstmals seit über zwei Jahren wieder verbesserte.
Positiver Nebeneffekt des rückläufigen Bedarfs an Baumaterialien ist, dass der Druck auf die Lieferketten weiter nachlässt. Infolgedessen verlängerten sich die Vorlaufzeiten in der Branche so geringfügig wie seit September 2020 nicht mehr.
Die Inflationsrate der Einkaufspreise schwächte sich den zweiten Monat in Folge deutlich ab und fiel auf den tiefsten Stand seit Dezember 2021. Sie notierte damit aber immer noch leicht über dem Durchschnittswert von vor der Pandemie (seit September 1999).
Zu guter Letzt signalisieren die Umfrageergebnisse, dass die Unternehmen im Hinblick auf ihre Bautätigkeit binnen Jahresfrist äußerst pessimistisch bleiben. Fast die Hälfte der Befragten (48%) rechnet mit Geschäftseinbußen, während nur 7% Wachstum erwarten. Allerdings hellte sich die Stimmung im Vergleich zum annähernden Rekordtief von Oktober weiter auf und kletterte auf den höchsten Stand seit vier Monaten.
Phil Smith, Economics Associate Director bei S&P Global Market Intelligence, kommentiert die aktuellen Umfrageergebnisse: “Die Geschäftstätigkeit in der Bauwirtschaft und insbesondere im Wohnungsbau ging auch im Dezember aufgrund diverser Faktoren weiter zurück. Eine gefährliche Mischung aus explodierenden Preisen, steigenden Zinsen und einer generellen Zurückhaltung von Investoren angesichts der unsicheren Konjunkturaussichten hat zu einer anhaltenden Nachfrageflaute geführt. Am stärksten davon betroffen waren augenscheinlich neue Projekte im Wohnungsbau.
Auch die Geschäftsaussichten für das Jahr 2023 sind alles andere als rosig. So fielen die Einschätzungen der Manager im Baugewerbe deutlich pessimistischer aus als die ihrer Kollegen in der Industrie und im Dienstleistungssektor. Immerhin, mit der Einführung einer Obergrenze für Energiepreise sowie der merklichen Abschwächung der Inflation im Einkauf auf ein 2-Jahrestief, scheint der Zenit beim Preisdruck überschritten zu sein. Dies spiegelte sich in einer leichten Verbesserung des Ausblicks vom jüngsten Tief im Oktober wider.”